Beitragsbild: Warschau im Januar 1945. Zu erkennen der Marktplatz in der Warschauer Altstadt.
Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen begann vor 80 Jahren am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg. Zum Weltkriegsgedenken reisen über vierzig Staatsvertreter nach Warschau. Unter anderem Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. US-Präsident Donald Trump hat seine Teilnahme vor einigen Tagen abgesagt. Stattdessen reist Vizepräsident Mike Pence nach Warschau. Die komplette Innenstadt wird lahmgelegt. Es fehlt auch jede Spur von Warschaus Mülleimern.
Die Welt zu Gast in Warschau
Offizieller Gastgeber der Feierlichkeiten ist Polens Staatspräsident Andrzej Duda. Die Gästeliste ist ziemlich lang. Es sind auch einige Überraschungen dabei. Aus Deutschland sind gleich zwei hohe Vertreter dabei. Die größte Überraschung ist die Teilnahme von Kanzlerin Angela Merkel, die unter einem großen Fragezeichen stand.
Es nehmen zahlreiche Präsidenten aus der ganzen Welt teil: Janos Ader aus Ungarn, Wolodymyr Selenskyj aus der Ukraine, Borut Pahor aus Slowenien, Zuzana Caputova aus der Slowakei, George Vella aus Malta, Egils Levits aus Lettland, Nauseda Gitanas aus Litauen, Gudni Johanesson aus Island, Salome Zourabichvili aus Georgien, Kersti Kaljulaid aus Estland, Milos Zeman aus der Tschechischen Republik, Milo Djukanovic aus Montenegro, Kolinda Grabar-Kitarovic aus Kroatien, Rumen Radev aus Bulgarien, Ilir Meta aus Albanien und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Insgesamt kommen knapp 300 Auslandsvertreter und Staatsgäste.
US-Präsident Donald Trump sollte ebenfalls anreisen. Nachdem er schon zuvor den Staatsbesuch in Dänemark abgesagt hatte, verlegte er nun die Reise nach Polen wegen des aufkommenden Hurrikans Dorian. Der Staatsbesuch soll in den nächsten drei Monaten nachgeholt werden, so die Kanzlei des polnischen Präsidenten. Stattdessen kommt nun der Vizepräsident der USA Mike Pence.
Nicht alle wurden eingeladen
Die Gästeliste ist dennoch unvollständig. Im Falle von Donald Trumps gab es zu Hause wichtigeres zu tun. Im Falle von Weißrussland nimmt nur der Botschafter in Warschau statt. Der russischen Regierung würde es sehr missfallen, wenn ein Vertreter direkt aus Minsk anreisen würde. Schließlich wurde aus Russland ebenfalls niemand eingeladen. Die russische Führung müsste schließlich auch den Kopf senken für den Einmarsch am 17. September 1939. Solche historischen Gedenkfeiern sind eine gute Gelegenheit, um internationale Verhaltensregeln zu bekräftigen und etwas Demut zu zeigen. Die russische Staatsmacht muss dahingehend noch etwas europäischer werden und langsam verstehen, dass Staatsgrenzen tatsächlich eine Funktion haben. Natürlich weiß man in Polen, dass 600 000 russische Soldaten ihre Leben gelassen haben, um Polen zu befreien, oder, wie die Polen sagen würden, zum fünften Mal zu besetzen. Doch dieses Argument der polnischen Undankbarkeit verhallt am 17. September, am Jahrestages des Einmarsches der Sowjetunion in Polen und während der Katyn-Gedenken im April. Zur Erinnerung: in Katyn und weiteren Orten ermordeten sowjetische Soldaten nahezu 22 000 polnische Offiziere. Erst 1990 bestätigte die russische Führung die Verantwortung der NKWD für diese Tat.
Traurig ist vor allem die fehlende Einladung von Donald Tusk, des Präsidenten des Europäischen Rates und ehemaligen Premierministers zwischen 2007 und 2014. Hier hat die regierende Recht und Gerechtigkeit (PiS) die Chance nicht genutzt, um Donald Tusk und Donald Trump ein Vier-Augen-Gespräch zu ermöglichen und als Vermittler im Interesse der Ukraine zu fungieren. Nun spürt man, in welch relativer Isolation Polen weltweit steht. Denn die Welt, die morgen in Warschau zu Gast ist, ist zweitrangig. Die deutsche Vertretung rettet etwas das weltweite Interesse an den Feierlichkeiten.
Gedenken an den Warschauer Aufstand 1944
Am 1. August gedachte Warschau den Ausbruch des Warschauer Aufstandes von 1944. An jenen Feierlichkeiten nahm der deutsche Außenminister Heiko Maas statt. Er hat eine sehr bewegende Rede im Museum des Warschauer Aufstandes gehalten. Nachdem er seiner Beschämung verkündet und das polnische Volk um Vergebung gebeten hatte, nutzte der polnische Außenminister Czaputowicz die Gunst der Stunde, um ostentativ die Frage der Reparationszahlungen erneut in den Raum zu werfen. Ein besseres Timing konnte er sich dafür nicht aussuchen. Wer weiß, welche Themen nun angesprochen werden. Schließlich schaut die ganze Welt zu und die polnische Regierung glaubt tatsächlich, dass man zu den führenden Staaten Europas gehört.
Warschau im Ausnahmezustand
Die Hauptfeierlichkeiten finden auf dem Pilsudski-Platz vor dem Grab des Unbekannten Soldaten statt. Vizepräsident Mike Pence wird dort gegen 11:30 Uhr erwartet. Da er und seine Gattin im Mariott-Hotel übernachten, sind auch demensprechend die Hauptschlagadern Aleje Jerozolimskie, die Marszalkowska-Straße sowie die Swietokrzyska-Straße zeitlich gesperrt. Weitere Sperrungen finden statt auf den Straßen Krolewska, Miodowa, Podwale, Dluga, Mostowa und Wislostrada (Altstadtbereich). Auch um das Bristol-Hotel in der Krakowskie-Przedmiescie-Straße herum ist mit Sperrungen zu rechnen.
Am Abend findet noch ein Konzert im Nationaltheater statt.
In der Warschauer Altstadt ist der Königsschloßplatz den ganzen Sonntag lang für Fußgänger gesperrt. Die Altstadt ist zwar zugänglich, allerdings nur von den Seitenstraßen aus.
Besonder auffällig ist das Missen der Mülleimer in der Innenstadt. Grundsätzlich ist die Mülleimerdichte in Warschau sehr hoch und ohne Probleme findet man einen Abnehmer für die Plastikflaschen und anderen Müll. Bis Dienstag bleibt es jedoch dabei, dass man im Rucksack etwas Platz freihält.
Beitragsbild: Warschau im Januar 1945. Zu erkennen der Marktplatz in der Warschauer Altstadt.
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