Feuilleton

One apple a day, keeps Putin away

apfel

Der Apfel stammt bekannterweise aus Zentralasien und aus Asien, genauer aus China, stammen die meisten Äpfel der Welt. Schön, dass wir bei dem biblischen Obst nicht auf den Import aus dem Land der großen Unwissenheit angewiesen sind, wie es bei den kleinen elektronischen Geräten der Fall ist. Wer weiß, ob da nicht statt der Kerne Überwachungschips drinstecken?

Die Top-Produtenten China, USA und Polen

Polen ist nach den USA und China der drittgrößte Äpfelproduzent der Welt. China bringt 44 Millionen Tonnen auf die Waage, die USA an zweiter Stelle lediglich 4,6 Millionen Tonnen. Was Polen in Europa ist, ist in den USA der Staat Washington, w 70 Prozent der US-amerikanischen Äpfel wächst und gedeiht. Und schließlich folgt schon Polen mit 3,6 Millionen Tonnen. Hier gibt es allerdings seit Jahren ein großes Problem. Wohin mit unseren Äpfeln?

Äpfel sind gesund für die Demokratie

Von den besagten 3,6 Millionen Tonnen exportiert Polen knapp 1 Million Tonnen.

Traditionell waren Russland, die Ukraine und Kasachstan die größten Abnehmer polnischer Äpfel. Doch im August 2014 wurde der Apfelstromnach Russland unterbrochen. Das war eine indirekte Konsequenz der auferlegten Sanktionen gegen Russland nach der Annexion der (weiterhin) ukrainischen Krim. Seitdem führte Moskau ein Importverbot für Lebensmittel aus der EU, den USA sowie weiteren Staaten Europas ein. Es kann uns eigentlich egal sein, dass die russischen Lebensmittelfächer leer stehen. Die Menschen dort sind daran gewöhnt für ihr Imperium geradezustehen und nur mit imperialer Gewalt kann die Russische Föderation bestehen. Dieses Problem müssen die Russen schon selber lösen und sich nicht ständig unterdrücken lassen.

Auch haben die westeuropäischen Staaten sich anderweitig umgeschaut und andere Absatzmärkte gefunden. In Polen war es nicht so einfach, da Polen einer der größten Exporteure von Lebensmitteln insgesamt war.

Man kann doch nicht ständig szarlotka essen!

Es gibt in Polen kaum eine Konditorei oder ein Café, wo nicht Apfelkuchen angeboten werden. Hierzulande nennen wir diese Leckerei szarlotka (das sz wird genauso ausgesproche wie das deutsche sch). Seit dem russischen Embargo auf Polens Äpfel fand jedoch zumindest ein neues Produkt auf den Regalen in den Supermärkten Platz. Der Apfelwein, auch Zider genannt, war vorher in Polen kaum bekannt und getrunken. Mittlerweile findet man ihn überall. Wieviele Scharlotkas müssten wir hierzulande essen, um den Exportverlust auszugleichen? Es sind sowieso schon fast die Hälfte der Kinder übergewichtig und rohe Äpfel wollen diese nicht. In der Scharlotka hingegen weiß man ja, sind nicht nur Äpfel drin!

Sehr merkwürdig erscheint dahingehen die Unlust des polnischen Volkes für die Apfelschorle. Jeden deutschen Reisebusfahrer bitte ich, ob er mir nicht ein paar Flaschen Apfelschorle verkaufen kann. Die Polen begutäugeln mich nur mit fragenden Gesichtern, was denn diese Apfelschorlenhammsterung soll!?Bestellt man in Warschau ein Getränk wie die Apfelschorle und erklärt dem Kellner oder der Kellnerin, was das ist, bekommt man ein Glas Apfelsaft, ein Glas Wasser und leeres Glas zum mischen. Leider dann auch eine größere Rechnung.

One apple a day, keeps Putin…sorry…the doctor away!

Die Sache mit dem Zider gestaltet sich für die Anbieter sehr schwierig, weil man für diesen keine Werbung machen kann wie es beim Bier selbstverständlich der Fall ist. Und so ist der Apfelweinverkauf nicht so umgeleitet worden, wie man es gerne hätte. Doch die Warschauer Konzerne helfen nach und veranstalten sogenannte Apfel- oder Obsttage. Die Äpfel in Polen sind so billig, dass es kaum ins Gewicht fällt. Im Großhandel kostet 1 Kilogramm Äpfel zwischen 0,35 EUR und 0,76 EUR. Im Supermarkt kosten sie aktuell knapp 1 EUR pro Kilo.

Vielleicht können Sie, liebe Leser, bei einem erneuten Besuch in Polen ein paar Kilogramm mit nach Hause nehmen. In den 80ern haben Sie Packete nach Polen geschickt, weil es hier an allem mangelte (Danke nochmals dafür!). Doch so ist das. Nun haben wir von allerlei Sachen zu viel (außer Geld).

Zwar beteiligt sich Deutschland an dem Ausbau der Pipeline Nord-Stream-2, die ausnahmsweise nicht im berliner Tempo gebaut wird, aber andersherum kann man sich auch daran beteiligen zumindest in Sachen Äpfel Putin etwas auf Abstand zu halten.

Antoni Administrator
Europäer mit polnischem Herz und deutschem Hirn! Eigentümer des Touristikunternehmens Walking Poland Group, lizenzierter Stadtführer in Warschau, Fotograf, Jurist (1. Staatsexamen), Redakteur
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Antoni Administrator
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