Die Metro in Warschau wird länger. Kurz nach 12 Uhr wurde drei Stationen eröffnet. Dieser knapp drei Kilometer lange Abschnitt kostete etwas mehr als 1 Milliarde PLN (229 Millionen EUR). Insgesamt stehen den Passagieren nun 28 Stationen zur Verfügung.

Ein mühseliger Weg
Der Bau und Ausbau der Warschauer Metro ist in Polen so legendär wie der Bauverlauf des Berliner Flughafens, mit dem Unterschied, dass es die Metro in Warschau auch tatsächlich gibt. Doch der Weg dorthin war ziemlich lang und mühselig. Wir drücken den Berlinern dahingehend die Daumen, dass auch sie ein Happy End erleben.
Erste Pläne für einen unterirdischen Zug gab es schon in den zwanziger Jahren. Doch der 2. Weltkrieg hatte die sowieso schon ins Stocken geratene Planung endgültig begraben. Die nahezu vollständige Zerstörung Warschaus (links von der Weichsel) führte abermals zu groß angelegten Planungen. Warschau sollte wieder Great Again werden. Es wurde in den fünfziger Jahren sogar ein Tunnel ausgehoben. Doch wie das so im Sozrealismus (unvollkommener Kommunismus) war: Wollen heißt nicht Können. Und so wurde vorerst der sehr nützliche Wissenschafts- und Kulturpalas gebaut.
Erst 1982 ging es wieder los. Es wurde endlich gebohrt. Damals hatte wohl niemand geahnt, dass es satte dreizehn Jahre dauern würde, bis die erste Station 1995 eröffnet werden konnte. Dann immerhin schon im freien und unabhängigen Polen, denn sonst hätten die Kommunisten noch behauptet, wir hätten ihnen alles zu verdanken. Aber Warschau wollte endlich „in den Westen“, und das geht ohne Eisernen Vorhang eben etwas schneller. Die Linie M2 wurde schließlich im März 2015 eröffnet.
Die Bohrungen gehen weiter
Mit Stand vom 15. September 2019 hat die Warschauer Metro nun zwei Linien, M1 und M2.
Die erste Linie verläuft von Nord nach Süd, ist 23 Kilometer lang und hat 21 Stationen. Hier ist vorerst kein weiterer Ausbau geplant. Die zweite Linie verläuft von Ost nach West, ist seit heute 9.7 Kilometer lang und hat 10 Stationen. 8 Stationen sind aktuell im Bau und 3 weitere sind in Planung. Beide Linien kreuzen sich an der Station Swietokrzyska.
Vor einigen Jahren ging ein Foto mit einem etwas eigenartigen Vergleich durch die Welt des Internets. Schauen Sie selbst. Das Bild spricht für sich. Ein Kommentar kann ich mir an dieser Stelle verkneifen.
Bis 2023 soll zudem eine dritte Linie entstehen. Sie soll an der Station Stadion Narodowy, welche zugleich eine Station der Linie M2 ist, beginnen und in südöstlicher Richtung verlaufen. Am Ende sollen es 6 Stationen werden.
Warschau braucht unbedingt mehr Metrostationen, weil die Menschen langsam aber sicher merken, dass es in den Bussen und Straßenbahnen immer enger wird. Noch vor zehn Jahren war bei weitem nicht so viel los wie heute. Seitdem hat sich in der Innenstadt die Warschauer City ausgebaut. Die Wolkenkratzer, die seitdem entstanden sind und weiterhin gebaut werden, lassen die Bevölkerungsdichte tagsüber sehr extrem anschwellen. Und es sieht nicht danach aus, dass es weniger wird. Es zieht Menschen aus Polen und der ganzen Welt in die polnische Hauptstadt, was sehr freut und positiv in die Zukunft blicken lässt. Doch es wird bitternötig, dass die Stadtverwaltung sich mit dem Ausbau der Infrastruktur etwas beeilt.
Beitragsbild: Metrostation Swietokrzyska | Tim Adams [CC BY 2.0]
Merkwürdig finde ich, dass die Metro in Warschau nicht an den Hauptbahnhof angeschlossen ist. Als Bahnreisender müsste ich bis zur Metrostation „Centrum“ laufen, was bei Regenwetter nicht unbedingt sinnvoll erscheint. Also nutze ich doch lieber den Bus, der direkt am Bahnhof hält.
Tatsächlich ist der Zentralbahnhof womöglich der einzige Hauptbahnhof in Europa, der nicht an das U-Bahn-Nezt angeschlossen ist (in Städten mit einem U-Bahn-Netz). Doch hier gibt es einen Lichtblick: aktuell wird in Warschau das komplette Schienennetz der polnischen Bahn (PKP) renoviert. Am Ende möchte man den Bahnhof Srodmiescie und den Hauptbahnhof unterirdisch miteinander verbinden. Das muss man abwarten.