Jakub und Dawid sind zwei in Polen bekannte Influencer, auf die ich heute zum ersten Mal aufmerksam wurde. Alles Dank der rasant steigenden Inflation in Polen. Im Dezember 2021 stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um satte 8,6 Prozent. Das ist der höchste Wert seit November 2000, als die Inflation 9,3 Prozent betrug. Die beiden Influencer haben eine zwei Jahre alte Quittung aus einem Restaurant gefunden und entschieden, jenes Mittagessen nochmals zu bestellen.
Der direkte Vergleich
Die Bestellung am 6. Januar 2022 bestand aus einer Tomatensuppe, einer Hühnersuppe und zwei Schweinekottlett mit Beigaben. Dafür bezahlten sie 69 PLN, also nach dem aktuellen Währungskurs 15,25 €.
Am 12. Januar 2022 betrug der Preis für das gleiche Menü ganze 97 PLN, also entsprechend 21,24 PLN. Das ist eine Preissteigerung von etwas über 40 Prozent.
Dabei gelten die Preise für die hier lebenden Personen genauso wie für die Touristen und Gäste. Da jedoch der Währungskurs EUR/PLN von 4 PLN auf 4,5, also um über 10 Prozent gestiegen ist, fällt die Preissteigerung für die in Euro zahlenden Kunden zumindest etwas geringer aus.
Ausgleich durch Lohnerhöhung?
Man hört von den Politikern oft das Gegenargument, dass die Inflation durch die stets wachsenden Lohnerhöhungen ausgeglichen werden. Schaut man sich die Entwicklung des Minimallohnes in Polen an, so wuchs dieser von 2600 PLN (brutto) 2020 auf 3010 PLN (brutto) ab Januar 2022. Das ist ein Anstieg von 15,8 Prozent. Zudem machen die Minimallöhne in Polen die Hälfte der ausgezahlten Löhne aus.
Es gibt natürlich aus Gegenbeispiele und die meisten werden vor allem aus der Bürowelt der großen Städte in Polen stammen. Da die Arbeitslosenquoten in Warschau, Krakau oder Breslau unter 2 Prozent. Einen geeigneten Angestellten zu finden, vor allem Informatiker, ist zu einer Sache der Unmöglichkeit geworden. In allen Wirtschaftszweigen fehlen Arbeitskräfte, sodass die Gehaltsforderungen in die Höhe sprießen. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Arbeitswelt in Polen.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich das Kottlett zu Hause selber zu braten. Aber auch da kommen Probleme. Die immens steigenden Gaspreise lassen einen verzweifeln. Vielleicht ist es an der Zeit Vegetarier zu werden? Gemüse gibt es in Polen mehr als genug und billig ist es auch (noch).
Ach die Inflation…, nun lebe ich, mit Unterbrechungen, schon seit Jahren in Radom. Und wenn ich einkaufen gehe, sehe ich die polnischen Hausfrauen. Sie kommen mit einem SUV der gehobenen Preisklasse vorgefahren. Kaufen außer Lebensmittel allerlei Schnickschnak und noch schnell ein paar Müsliriegel. Das Geld sitzt locker, rechnen beim Einkaufen sieht anders aus. Es wird gejammert auf hohem Niveau. Allerdings gehe ich hier nicht mehr zum Bäcker. Das Brot, das ich bisher kaufte, verteuerte sich von einem Tag auf den anderen von 7,00 auf 9,50 zl. Dafür bekomme ich in Frankfurt vom Bäcker ein schmackhaftes Bauernbrot aus Sauerteig, das schmeckt auch nach vier Tagen noch.