Elisabeth von Habsburg (Elżbieta Rakuszanka) verstarb am 30. August 1505 in Krakau. Sie fasziniert die Historiker bis heute und das nicht ohne Grund. Wer war diese außergewöhnliche Frau und was machte sie so besonders?
Elisabeth von Habsburg (Elzbieta Rakuszanka) wird in der polnischen Geschichtsschreibung als Mutter der Könige genannt. Vier ihrer Söhne waren Könige in Polen, Böhmen, Ungarn und Kroatien. Ein Sohn wurde heiliggesprochen, ein weiterer war Kardinal und Primas von Polen. Die Töchter wurden als gute Partien an Herzöge und Könige in ganz Europa vergeben. Włodzimierz Dworzaczek (1905-1988) veröffentlichte 1959 ein zweibändiges Werk Genealogia, in welchem er unter anderem Bewies, dass in jedem heutigen Herrscherhaus Jagiellonenblut fließt.
Selber mochte sie über sich sagen, dass sie die Enkelin eines Kaisers und Tochter, Schwester sowie Gattin von Königen sei.
Inhalt
Habsburger und Jagiellonen vereint

Elisabeth war die Enkelin des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Sigismund von Luxemburg. 1436 erblickte sie das Licht der Welt. Es lag sehr im Interesse der Jagiellonen ein Ehebündnis mit den Habsburgern einzugehen. In Elisabeth floß das Blut aller Kaiser aus den Häusern der Luxemburger, Habsburger und Wittelsbacher, die nach dem Aussterben der Hohenstaufen vom Kaiserthron aus regierten.
Sie war die Ehefrau von Kasimir IV. dem Jagiellonen (Kazimierz IV Jagiellonczyk), der ab 1440 Großfürst von Litauen und ab 1447 König von Polen war. Er war der jüngere Sohn von Ladislaus II. Jagiełło (Wladysław II Jagiello), der die Jagiellonen-Dynastie begründete. Sein älterer Bruder und Vorgänger Ladislaus III. von Warna (Wladyslaw III Warnenczyk), der auch zugleich als Ulászlo I./Vladislav I. König von Ungarn und Kroatien war, verstarb in der bulgarischen Warna während einer Schlacht gegen das Osmanische Reich.
Durch die Heirat Elisabeths mit Kasimir IV. entstand das erste Ehebündnis zwischen den zwei mächtigsten europäischen Herrscherhäusern in diesem Teil des europäischen Kontinents, Habsburgern und Jagiellonen.
Die Krönung erfolgte im Jahre 1454. Die Ehe dauerte für damalige Zeiten unglaubliche 38 Jahre. Sie hatte also viel Zeit, um 13 Kinder zu gebähren.
Aussehen von Elisabeth Habsburg war … erschreckend

Karl II. | Robb [CC BY-SA 3.0]
Elisabeth war nicht sonderlich schön. Sie soll sogar so häßlich gewesen sein, dass der König die Einfahrt der Braut nach Krakau um drei Tage verzögerte. Die Gefolgsleute von Elisabeth befürchteten sogar, dass er es sich vielleicht anders überlegt hat. Als man die Überreste Elisabeths 1973 auf Initiative von Kardinal Karol Wojtyła, dem späteren Papst Johannes Paul II., untersuchte, wurden die bösen Gerüchte bestätigt. Ihr Aussehen war in gewißer Weise erschreckend – und das wörtlich. Sie hatte einen Buckel, war stark zur Seite gebogen, hatte einen unförmigen Kopf, dessen rechte Seite schwächer entwickelt war als die linke, sie hatte ein langes und schmales Gesicht sowie stark nach vorne ausstehende und fast flach auf der Unterlippe liegende Schneidezähne. Die Habsburger Unterlippe hat also auch hier zugeschlagen. Die drei Tage waren, wie es scheint, nötig, um den König davon zu überzeugen, dass nicht das Aussehen das wichtigste ist, sondern das Wohl des Königreiches und seiner Untertanen. Aber immerhin war Elisabeth eine treue und ergebe Gefährtin.
Sie starb im Jahre 1505 in Krakau und wurde auf dem Wawelberg in der Krakauer Kathedrale in der Hl.-Kreuz-Kapelle beigelegt.
Die Kinder
Sie hatte insgesamt 13 Kinder. Zwei Töchter, welche beide Elisabeth hießen, starben schon im Kindesalter. Alle anderen erreichten ein für damalige Zeiten ordentliches Alter. Sigismund I. der Alte wurde sogar 81 Jahre alt.
Vor der Klammer stehen die deutschen Namen. In der Klammer die Polnischen.
1. Vladislav II. (Wladysław II Jagiellonczyk) 1456-1516

Vladislav II. war seit 1471 König von Böhmen (tschechisch Vladislav Jagellonsky) und seit 1490 König von Ungarn und Kroatien. Seine erste Frau war Barbara Hohenzollern, doch diese Ehe blieb kinderlos. Seine dritte Frau Anne de Foix-Candale brachte Ludwig II. (Ludwig II Jagiellończyk) auf die Welt, welcher 1509/1508 zum König von Böhmen (Ludwig I.), Ungarn und Kroatien gekrönt wurde. 1515 wurde er von Kaiser Maximilian I. Habsburg adoptiert und heiratete 1522 seine Enkelin Maria Habsburg.
Vladislavs Tocher Anna Jagiellonica heiratete Ferdinand I. Habsburg, den späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
2. Hedwig Jagiellonica (Jadwiga Jagiellonka) 1457-1505
Hedwig Jagiellonica war von 1479 bis 1502 Herzogin von Bayern-Landshut als Gemahlin von Herzog Georg dem Reichen aus dem Hause Wittelsbach. Erwähnenswert ist, dass die Hochzeit dieses Paares als Leitmotiv der Landshuter Hochzeit dient. Das historische Fest wird aktuell alle vier Jahre im Sommer aufgeführt. Das letzte Mal vom 30. Juni bis zum 24. Juli 2017. Die nächste Aufführung findet statt vom 25.06. bis 18.07.2021 statt.
Auf der Internetseit www.landshuter-hochzeit.de gibt es viele interessante Informationen und Details zu diesem Ereignis.
3. Kasimir (św. Kazimierz) (Heiliger) 1458-1484
Obwohl er nur 26 Jahre alt wurde, reichte es, um heiliggesprochen zu werden (1602). In der Jagiellonen-Familie gab es zwei Heilige. Die erste war Hedwig von Anjou (Jadwiga Andegawenska), die erste Gemahlin vom Gründer der Jagiellonen-Dynastie Ladislaus II. Jagiello (Wladysław II Jagiello).
4. Johann I. (Jan I Olbracht) 1459-1501
König von Polen von 1492 bis 1501 als Nachfolger seines Vaters.
5. Alexander der Jagiellone (Aleksander Jagiellonńczyk) 1461-1506
König von Polen von 1501-1506 als Nachfolger seines älteren Bruders Johann I.

6. Sofia Jagiellonica (Zofia) 1464-1512
Sie heiratete im Alter von 15 Jahren Friedrich II. von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach, welcher zur brandenburgischen Linie der Hohenzollern gehörte. Mit ihm hatte sie 17 Kinder, unter welchen auch Albrecht, der Hochmeister des Deutschen Ordens und erster Herzog von Preußen war. Einer seiner Nachfahren war Friedrich (II.) der Große.
7. Elisabeth (Elżbieta) 1465-1466
8. Sigismund I. der Alte (Zygmunt I Stary) 1467-1548
Nach dem Tod seiner Bruders Alexander war er König von Polen von 1507-1548. Während seiner Regentschaft erreichte das Königreich Polen das Apogeum der Jagiellonendynastie. Er regierte 41 Jahre, also etwas mehr als 1/5 des Bestehens der Dynastie. 1518 heiratete er Bona Sforza, die unter anderem den Salat nach Polen brachte. Bis heute nennt man das Suppengrün „Włoszczyzna“, also „das Italienische“ (Italien heißt auf polnisch Włochy).
Albrecht von Hohenzollern, der erste Herzog von Preußen, war sein Neffe.
Seine Tochter Katharina wurde 1562 mit Johann III., dem späteren König von Schweden, verheiratet. Ihr Sohn Sigismund regierte später 45 Jahre lang als Sigismund III. Wasa als gewählter König von Polen und König von Schweden (bis 1599).
Sigismunds Sohn Sigismund August war der letzte König aus der Dynastie der Jagiellonen auf dem polnisch-litauischen Thron. Unter seiner Herrschaft wurde die Polnisch-Litauische Realunion gegründet, die bis zur 3. Polnischen Teilung von 1795 bestand.

9. Friedrich Jagiello (Fryderyk Jagiellończyk) 1468-1503
Er war Bischof von Krakau, Erzbischof von Gnesen (Gniezno) sowie Primas von Polen.
10. Elisabeth (Elżbieta) 1472-1480)
11. Anna 1476-1503
Sie war verheiratet mit dem Herzog Bogislaw X. von Pommern (Bogusław X Wielki). Ihre Tochter Sophia war ab 1525 Königin von Dänemark.
12. Barbara 1478-1534
Sie heiratete den Herzog Georg den Bärtigen von Sachsen. Den Bart ließ er sich nach dem Tod Barbaras wachsen als Zeichen seiner tiefen Trauer.
13. Elisabeth (Elżbieta) 1483-1517
Sie war verheiratet mit Herzog Friedrich II. von Liegnitz. Nach ihrem Tod heiratete Friedrich II. die Tochter von Sofia Jagiellonica, also die Enkelin von Elisabeth von Habsburg. Es blieb alles irgendwie in der Familie.
Die Jagiellonen-Dynastie

Diese Dynastie ruft bis heute sehr viele diskussionen hervor, da man sich nicht so recht einigen kann, ob ihre Herrschaft für die polnische Geschichte und Kultur vorteilhaft war oder nicht. Auf der einen Seite schuffen ihre Mitglieder ein mächtiges Herrscherhaus, welches sich von Riga bis Budapest erstreckte. Das Polnische Goldene Zeitalter fählt ebenfalls in die Regierungszeit der letzten drei Repräsentanten auf dem polnischen Thron. Durch die Heirat Ladislaus II. Jagiełło und Hedwig von Anjou wurde der Grundstein für die spätere Lubliner Union geschaffen. Eine Realunion ohne seinesgleichen in Europa.
Auf der anderen Seite kritisiert man die Angewohnheitz der Jagiellonen nichts so wirklich zu Ende zu führen. Selten wurde eine Aufgabe angefangen und mit einer konkreten Entscheidung abgeschlossen. Die Jagiellonenn fingen zudem viele politische Baustellen entlang der unglaublich langen Grenze an ohne sich dabei wirklich sicher zu sein, dass es eine reale Möglichkeit gibt Nutzen daraus zu schlagen. Anders war es zu Zeiten der Piasten, die nur anfingen, was der Krone Vorteile brachte.
Das Königreich Polen und Preußen
Als Beispiel sollen die Jahrhunderte dauernden Zwistigkeiten mit dem Deutschritterorden und später Herzogtum Preußen dienen. Die allen Polen bekannte Schlacht bei Tannenberg von 1410 (Bitwa pod Grunwaldem) zwischen dem Deutschritterorden und dem Königreich Polen unter schwacher Teilnahme des Großfürstentums Litauen ist nach einhelliger Meinung der polnischen Geschichtsschreiber nicht genutzt worden, um den Orden vollständig aufzulösen. Die Möglichkeit dazu hätte man gehabt. Doch Ladislaus II. Jagiełło war unentschloßen und ging nur sehr zaghaft in Richtung Marienburg. Man hat das Gefühl, dass er wußte, dass die polnische Krone den größten Nutzen aus diesem Krieg ziehen würde, das das Großfürstentum Litauen in den Schatten stellen würde.
Der zweite Anlauf wurde während des Dreizehnjährigen Krieges von 1454 bis 1466 unternommen. Doch auch hier konnten sich die Jagiellonen nicht dazu zwingen, den Orden vollständig von der Landkarte zu streichen. Auch die Huldigung von 1525 von Albrecht I. Hohenzollern als erster Herzog von Preußen vor Sigismund I. dem Alten auf dem Krakauer Marktplatz, änderte nichts an der Tatsache, dass die Preußen nur auf den geeigneten Moment warteten, um sich aus dem Machtbereich des Königreiches Polen zu lösen. Die Schaffung eines weltlichen Herrschers dieses Kalibers statt die Einverleibung des ganzen Gebietes in die polnische Krone wird von vielen Historikern nicht verziehen. Wie es dann weiterging und 1945 endete, wissen wir alle.
Was bleibt, ist Geschichte.
Beitragsbild: Krone / Tim Green via flickr [CC BY 2.0]
Die verwendete Karte impliziert dass Polen -Litauen und Österreich- Ungarn ein gemeinsames Reich unter der Dynastie der Jagiellonen errichteten. Dem war aber mitnichten so. Es gab zwar Jagiellonen auf dem Böhmischen Thron, aber zu keiner Zeit einen Herrscher dieser Dynastie der die Krone beider Länder auf sich vereinigte.
Lieber Frank,
die Karte zeigt den Macht- oder Einflussbereich der Jagiellonendynastie bis 1516. Sie waren nie Könige von Österreich, aber eben doch Könige von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Kasimir IV. der Jagiellone war seit 1440 Großfürst von Litauen und seit 1447 König von Polen. Während seiner Regierungszeit (bis 1492) wurde sein Sohn Wladyslaw II. der Jagiellone 1471 König von Böhmen und 1490 zusätzlich König von Ungarn und Kroatien. Diese drei Kronen blieben bis 1516 auf den Köpfen der Jagiellonen. Die Karte zeigt nur die Grenzen des Hl. Röischen Reiches, da Böhmen als Teil davon existierte. Zur gleichen Zeit hatten die Jagiellonen also die Kronen des Großfürstentums Litauen, des Königreiches Polen, des Königreiches Böhmen und des Königreiches Kroatien und Ungarn. Die Kröne Österreichs fehlte tatsächlich.
Vielen Dank für diesen Einblick in die Geschichte
Grüsse
Jörg