In Warschau befinden sich zahlreiche Gebäude im Bau, die die Höhe von 100 Metern übersteigen werden. Der Wolkenkratzer Generation Park gehört mit seinen 180 Metern zwar nicht zu den höchsten, doch sicherlich zu den interessanteren Projekten in dieser Elitegruppe.
Standort

Das Projekt Generation Park liegt am Daszynski-Kreisverkehr (Rondo Daszyńskiego) in unmittelbarer Nähe zum Warsaw Spire (220m) und Warsaw Trade Center (208m), welche zu den höchsten Bürogebäuden in Warschau und Polen gehören. Hier endet auch momentan die 2. Metrostrecke M2 (Stand 01.06.2018). Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat das Museum des Warschauer Aufstandes sein Ausstellungsgebäude. Das gesamte Gebiet befindet sich im Stadtteil Wola, welches im Osten an die Innenstadt und im Westen an das Stadtviertel Bemowo grenzt.
Umgeben wird das Gebäude von den Straßen Towarowa, Lucka, Wronia und Prosta. Nachfolgend ein Link zum Stadtplan mit der Umgebung des Generation Parks.
Alle Wolkenkratzer auf einem Stadtplan
Projektbezeichnung – ein Büro „für“ Generationen
Die Bezeichnung dieser Investition mag etwas eigenartig klingen, weil es schwierig ist etwas sinnvolles zum Thema „Generation“ im Bezug auf Wolkenkratzer zu sagen. Doch die PR-Manager haben sich da etwas feines einfallen lassen. Es werden nämlich insgesamt 3 Gebäude gebaut, die jeweils die Namen X,Y und Z tragen werden. Diese Buchstaben sollen die aufeinander folgenden Generation symbolisieren, die hier im Stadtteil Wola nebeneinander arbeiten und miteinander leben werden.

Investor
Der Investor heißt Skanska Property Poland. Das Generation Park – Projekt ist des Investors Größte dieser Art in Mittelosteuropa.
Die Architekten und ihre Leitidee
Das Architekturbüro JEMS Architekci will einen außergewöhnlichen Treffpunkt der Generationen schaffen. Nach meiner Logik sind das also die Opas und Omas, Väter und Mütter sowie Enkel und Enkelinnen, die alle im Generation Park aufeinander treffen sollen und werden. Dabei soll sich jeder seinem Alter entsprechend wohl fühlen. Das ist in der Arbeitswelt schwierig zu bewältigen, denn selten sitzen hier 3 Generationen nebeneinander. Beim weiteren Herumstöbern im Internet habe ich dazu eine Erläuterung des Architekturbüros gefunden. Den verantwortlichen Architekten ging es nämlich nicht nur um diejenigen, die im Büro sitzen und ihre kostbare Zeit für wenig Geld an Großkonzerne nahezu verschenken, sondern auch um die Integration der nicht-arbeitenden Bevölkerung drumherum. Damit sind also die Spaziergänger und Bewohner gemeint, die ohne schriftliche Einladung im Arbeitsleben teilnehmen sollen.
Eine grüne Passage zwischen den Gebäuden wie auch außerhalb derselben soll dafür die Grundlage schaffen. Denn ohne Grün geht mittlerweile auch in Warschau nix!

Ich würde diese neue Philosophie Integration durch Architektur als eine Art Baukultivierung bezeichnen. Es geht jetzt nicht nur um einen Roh-Bau, in welchem man die White-Collars hineinfercht wie Legehennen in ihren Käfig. Es hat nun endlich auch in Warschau das Zeitalter des menschenwürdigen Arbeitens begonnen, zumindest was die Arbeitsumwelt angeht. Immerhin verbringen die meisten den Großteil ihres Tages hier und sehen ihre Arbeitskollegen länger und öfter als ihre Ehemänner und -frauen, Freundinnen und Freunde.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Lucka-Straße steht das im Mai 2016 fertiggestellte Warsaw-Spire. Dort wurde versucht die Warschauer Bevölkerung auf den zwischen den 3 Gebäuden des Komplexes liegenden Europa-Platz einzuladen. Noch ist es jedoch zu früh für eine erste Bewertung.
Update 20.04.2017: Der Europaplatz wird allmählich zum Ort, wo die Warschauer ihre freie Zeit verbringen können. In der Nähe lassen sich interessante Restaurant und Cafés nieder, von denen man die 200 Meter hohen Wolkenkratzer entspannt betrachten kann.

Dass die Investoren sich Mühe geben und endlich mehr Grünanlagen, Fahrradwege und Fahrradparkplätze schaffen, liegt nicht unbedingt daran, dass sie einen Wohltätigkeitswettbewerb gewinnen wollen. Zu verdanken haben wir das uns selbst. Es wird endlich mehr Wert gelegt auf einen höheren Lebensstandard und die Definition des Wohlfühlgefühls wird entmaterialisiert. Also, nur weiter so. Kapitalismus kann manchmal auch was gutes erzeugen.
Placemaking an der Towarowa-Strasse
Während in der näheren Umgebung zahlreiche Wolkenkratzer in die Höhe sprießen, müssen auch die Zufahrtsstraßen umgesaltet und angepasst werden. Die Towarowa-Straße wird in Zukunft an 5 Wolkenkratzer und eine große Einkaufsmall grenzen. Damit das alles auch schön aussieht und infrastrukturell nicht in einem Chaos endet, muss man die Löcher und Holprigkeiten auf der Fahrbahn loswerden, Fahrradwege bauen und Grünzeug pflanzen. Um das auch einwohnerfreundlich zu bewerkstelligen, wurde ein sogenanntes „Placemaking“-Projekt ins Lebens gerufen. Die neue Towarowa-Straße vom Plac Zawiszy im Süden bis zum Plac Kercelaka im Norden wird nicht nur von Architekten und Bauspezialisten allein entworfen. Beim Placemaking haben die Einwohner nämlich ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Die Firma Skanska ist bei diesem Vorhaben einer der Partner. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der Umgebung des Daszynski-Kreisverkehres genau diesem Konzern gehört. Ihr wisst sicherlich, dass die Verpackung beim Einkaufen oftmals mitentscheidet und unvermietete Büroflächen bedeuten hohe Finanzeinbußen.
Ausstellung auf dem Sicherheitszaun

Aktuell wird auf dem Sicherheitszaun eine Fotoausstellung präsentiert mit dem Thema „Lächeln nach Herzenslust“ – Usmiechaj sie do Woli – Dabei stellen die Wörter ein polnisches Wortspiel dar, welches sich nicht so einfach auf deutsch erklären lässt: „do woli“ heißt auf Deutsch „zu Genüge“ oder „nach Herzenslust“. Zeitgleich heißt dieses Stadtviertel Wola (natürlich mit Großbuchstaben). Wenn man „Wola“ in diesem Slogan dekliniert, dann ändert sich auch die Endung. So entstand der mehrdeutige Satz.
Die Ausstellung konnte durch die Zusammenarbeit des Investors mit der Künstlerin Kasia Marcinkiewicz entstehen. Sie spezialisiert sich in Familien- und Kinderpoträts. Es passt also thematisch zum Namen des Projektes wie die Faust aufs Auge.
Daten und Fakten
Gesamthöhe | 180 Meter |
Investor | Skanska Property Poland |
Baufirma | Skanska |
Büroflächen gesamt | 84.000 m² |
Parkplätze | 600 für Autos und 370 für Fahrräder |
Klassifizierung | LEED Platinum (Leadership in Energy and Environmental Design (Definition auf Wikipedia) |
Bauverlauf
25.09.2016
Im Moment befindet sich das Gebäude X im Bau. Mit der Fertigstellung werden 20300m² Bürofläche zur Verfügung stehen. Dieses Gebäude wird 10 Stockwerke hoch sein. Auf der Landkarte ist es die Seite entlang der Wronia-Straße. Der Bauplan sieht vor, dass es im 4. Quartal 2017 einzugsbereit sein wird.
So sah das Gebäude X im September 2016 aus.


Und so soll es aussehen. Hier der Blick von der Wronia-Straße:
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