Smogalarm

Warschau goes green

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Die Swietokrzyska-Straße in Warschau / März 2017 © MeinWarschau

Nach dem Bericht über den Smog-Alarm in Warschau Anfang 2017 möchte ich nun auch die frische Seite beim Thema Smog vorstellen. Die Warschauer Stadtverwaltung schaut nicht weg und man merkt, dass es hier in die richtige Richtung geht. Davon gänzlich unberührt bleibt die politische Kaste auf Landesebene.

Im Beitrag wird der erneute Umbau einer der wichtigsten Straßen vorgestellt. Außerdem werden weitere Parkanlagen so umgestaltet, dass man davon auch wirklich etwas hat. Warsaw goes green!

Die Swietokrzyska-Straße kann bald aufatmen

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Swietokrzyska-Straße in Warschau / März 2017 © MeinWarschau

Die Swietokrzyska-Straße, welche während des Baus der zweiten Metrolinie komplett renoviert wurde, konnte nach über zweijähriger Schließung ab September 2014 endlich für den Verkehr freigegeben werden. Diese Straße gehört zu den wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen dem links- und rechtsseitigen Warschau. Daher warteten alle sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung. Da diese Arterie zusätzlich mitten durch die Innenstadt verläuft und hier den nördlichen Abschnitt des Warschauer Königsstraktes kreuzt, war es auch für die Gäste aus der ganzen Welt eine ungeahnte Erleichterung . Im mittleren Verlauf der Straße steht auf der Südseite der Kulturpalast, daneben das höchste Wohngebäude in Polen Zlota 44, der Hauptbahnhof und die wichtigsten Hotels wie das Mariott-Hotel, Polonia-Palace oder das 110 Meter hohe Novotel Centrum. Als Tourist werden Sie irgendwann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese breite Straße umherschlendern. Wir mussten 2 Jahre lang drumherum laufen.

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Eines wurde bei den Umbauarbeiten jedoch vergessen: Bäume! Das möchte die Stadtverwaltung nun nachholen. Für den Erhalt der Straßen ist der Zarząd Dróg Miejskich – also die Straßenverwaltung – zuständig. Der erneute Umbau der Straße umfasst u.a. das Pflanzen von mehr als 200 Bäumen auf der ganzen Länge. Der Grund für die erneute Umgestaltung ist die lautstark geäußerte Unzufriedenheit der Warschauer Bewohner. Diese hatten schon vor der Eröffnung 2014 bemängelt, dass es hier zu wenig Grün gibt und dass die riesigen Baumtöpfe nicht wirklich ihren Zweck erfüllen. Der Beton dominiere nämlich immer noch das Straßenbild. Die Stadtverwaltung hielt damals dagegen, dass man keine Bäume auf traditionelle Art pflanzen könne, weil sonst die unterirdischen Leitungen beschädigt würden. Immerhin hat dieses Argument die Plausibilitätskontrolle bestanden – davon könnten sich die polnischen Regierungsvertreter ein Stück abschneiden.

Zusätzlich will man sich dem anliegenden Platz der Warschauer Aufständischen widmen, auf welchem ebenfalls zahlreiche Töpfe mit halbwüchsigen Bäumen stehen. Um ehrlich zu sein – mir gefällt es auch nicht.  Aber immerhin – die Töpfe sind bunt.

Demokratie auf Lokalebene

Im Rahmen des partizipativen Haushalts entschieden sich die Warschauer für eine Vergrünlichung der Straße. Koste es, was es wolle. Es stellte sich nämlich heraus, dass man die Bäume nun doch pflanzen könne. Die Stadtverwaltung konnte überzeugt werden und leitete alles Nötige in die Wege. Die Ausführung wurde Anfang Februar 2017 verkündet und im Mai 2017 soll schon alles fertig sein.

Die Firma Palmett wird die Umgestaltung ausführen. Die Kosten belaufen sich auf 6 Millionen PLN, also ca. 1,5 Millionen Euro. Eine Stadt wie Warschau kann sich ein solches Projekt sicherlich leisten.

Und hier bitte merken: die Staats-Regierung ist nicht die Stadtverwaltung und Jarosław Kaczynski ist nicht Polen!

Das Projekt konkret

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Im Hintergrund das InterContinental. Mit 164 Metern das dritthöchste Hotel Europas / Pressematerial

Es sollen 190 Platanen (Baumkunde.de), 4 Hainbuchen (baumkunde.de) und 18 Higan-Kirschen (baumkunde.de) ihren verdienten Platz in der Warschauer Betonlandschaft bekommen. Die Platanen und Hainbuchen sollen ca. 8 bis 9 Meter hoch und einen Umfang von 30-35 Zentimetern haben. Die Higan-Kirschen werden 2,5-3 Meter hochragen. Auf der ganzen Länge entsteht eine Hecke aus Zwergmispeln (40.000 Setzlinge). Zusätzlich werden Tausende Stauden und Blumen die Straße zieren.

Platz der Warschauer Aufständischen

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Die berühmt berüchtigten Riesentöpfe auf dem Platz der Warschauer Aufständischen

Der über 1000 Quadratmeter große Platz wurde leider nicht sonderlich schön dekoriert. Dort stehen zahlreiche bunte Töpfe mit sehr ärmlich aussehenden Sträuchern – angeblich sollen das auch Bäume sein. Die Warschauer wollen nun eine Art Park – und den bekommen sie nun. Mehr als 1000 Purpur-Weiden und Kriech-Weiden sowie 25 Silber-Linden werden ab Sommer 2017 den Platz endlich Sommertauglich machen. Zusätzlich will man dort Straßeninstrumente und 2 Trampoline hinstellen. Die Linden werden in stälernen Töpfen gesetzt, damit sie besser umgetöpft werden können, wenn in ein paar Monaten im Untergrund ein Parkplatz entsteht. Endlich denkt man etwas voraus.

Wie ist der Stand?

Es ist nun mittlerweile Ende August und der Umbau ist immer noch nicht abgeschloßen. Das ist Schade, weil die Sommersaison bald vorbei ist! Wir werden also mit viel Geduld an die Sache rangehen und abwarten. Und geduldig sind die Warschauer allemal.

Millionen für Parkanlagen

Ende November 2017 hat der Vizepräsident der Stadt Michał Olszewski bekannt gegeben, dass Warschau 21,61 Millionen PLN von der Europäischen Union als Unterstüzung für den Ausbau und Umgesstaltung von drei Parkanlagen mit historischer Symbol erhält. Die Stadt gibt weitere 7,21 Millionen PLN hinzu.

Die drei Parkanlagen sind:

  • Aktion-Burza-Park, welcher den Hügel des Warschauer Aufstandes ´44 umgibt
  • Fort V in Stadtteil Włochy (Teil der Festung Warschau aus dem 19. Jahrhundert / aus der Zeit der russischen „Besatzung“
  • Park der Leisen-Dunklen im Stadtteil Ursynów (Park im. Cichociemni Spadochroniarze AK – Fallschirmagenten der polnischen Exilstreitkräfte während des 2. Weltkrieges)

Die drei Parkanlagen haben eine Gesamtfläche von 25 Hektar (0,25 Quadratkilometer).

Die Umgestaltungsprojekte sollen im Jahre 2022 abgeschlossen sein.

In den letzten Jahren wurden insgesamt 7 Parkanlagen geschaffen. Was viele nicht wissen und sich auch nicht vorstellen können – 40 Prozent der Stadt sind Grünflächen und 740 Hektar (7,4 Quadratkilometer) nehmen Parkanlagen ein.

Antoni Administrator
Europäer mit polnischem Herz und deutschem Hirn! Eigentümer des Touristikunternehmens Walking Poland Group, lizenzierter Stadtführer in Warschau, Fotograf, Jurist (1. Staatsexamen), Redakteur
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